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Written by Gil Yaron   
Sunday, 31 January 2010
Der coolste Killer in Nahost

Seit dem mysteriösen Tod eines hochrangigen Hamasfunktionärs in einem Luxushotel in Dubai vor zehn Tagen ist der israelische Geheimdienst wieder in aller Munde. Der Mord an Mahmud Mabhuh, der zwei israelische Soldaten ermordet und für den militärischen Nachschub der Hamas in Gaza verantwortlich gewesen sein soll, wird Meir Dagan zur Last gelegt. Dabei hat der kleine Mann mit Glatze, Gehstock und dem gemütlich dicken Bauch so gar nichts von James Bond an sich. Trotz seines braven Erscheinungsbilds bezeichnete ihn aber selbst die ägyptische Regierungszeitung Al-Ahram vor kurzem als „Israels Supermann“. Seit rund acht Jahren führt Meir Dagan Israels legendären Geheimdienst „Mossad“. Unter der Leitung des ehemaligen Berufssoldaten hat der „lange Arm Israels“ seinen angeschlagenen Ruf wiederhergestellt. Inzwischen wird fast jeder mysteriöse Todes- oder Unfall im Iran oder der arabischen Welt Dagans Leuten angerechnet. Israel schweigt sich zufrieden aus.

Als Dagan im Jahr 2002 seinen Posten als Mossadchef einnahm, schien die Organisation ihre besten Jahre bereits hinter sich zu haben. Ende der neunziger Jahre waren mehrere Einsätze katastrophal misslungen. Agenten wurden aufgedeckt, verhaftet, Israel offiziell gedemütigt. Dagans Vorgänger war deswegen auf einen vorsichtigen Kurs bedacht. Er wollte Pannen auf jeden Fall vermeiden. Doch mit Dagan änderte sich diese Haltung drastisch.

Dagan ist Gefahr gewöhnt. Seine erste Tapferkeitsmedaille erhielt der junge Fallschirmjäger nachdem er einem Terroristen im Faustkampf eine Granate aus der Hand schlug. Dagan ist ein als Vegetarier mit martialischem Gemüt. Wenn er nicht an seiner Pfeife zog und klassische Musik hörte, übte er in seiner Kaserne stundenlang sein Kampfmesser zu werfen. Seinen Dobermann Paco brachte er gern auf die Einsätze mit. Seine Kommandeure wurden auf den jungen Soldaten aufmerksam. Dagan wurde Teil des „Rimon“ Kommandos, das in den siebziger Jahren mit palästinensischen Terroristen im Gazastreifen kurzen Prozess machte. „Damals war der Schusswaffengebrauch noch anders“, resümierte Dagan vor wenigen Jahren in einem seltenen Interview.

Dagan sieht im Iran eine existentielle Gefahr für den Staat Israel. Für den Sohn von Holocaustüberlebenden, der 1945 in Novosibirsk geboren wurde, haben die Drohungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, Israel von der Landkarte tilgen zu wollen, eine konkrete Bedeutung. In seinem Büro in Tel Aviv hängt ein schwarz-weiß Foto von einem alten Mann, der vor einem Loch in der Erde kniet. Hinter ihm steht ein Nazi, der ihm ins Genick schießt. Der Mann auf dem Foto soll Dagans Großvater sein. Dagans Eltern brachten ihren fünfjährigen Sohn auf ihrer waghalsigen Flucht mit nach Israel. Unterwegs wären sie in einem Sturm fast auf hoher See ertrunken.

Um die Bedrohung eines nuklearen Irans abzuwenden, forderte der launische Dagan vom gezähmten Mossad mehr Wagemut. Er konzentrierte alle Anstrengungen fast ausschließlich auf Teheran und die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Seine Agenten sollen iranischen Widerstandsgruppen die Information über die Anreicherungsanlagen in Natanz zugespielt haben, die 2003 an die Öffentlichkeit drangen, und die Kooperation mit Pakistan offen gelegt haben. Dagan soll auch die IAEO von einer atomaren Forschungsstätte in Lavisan unterrichtet haben. Als die Iraner davon erfuhren, waren sie gezwungen, die ganze Anlage niederzuwalzen, das Erdreich abzutragen und an ihrer Statt einen Fußballplatz anzulegen.

Doch unter Dagan begnügt sich der Mossad nicht mehr damit, Informationen zu sammeln. Iran und seine arabischen Verbündeten vermuten den langen Arm Israels hinter sich häufenden mysteriösen Todesfällen. Ungeklärte Flugzeugabstürze im Iran, bei denen Angehörige des Atomprogramms ums Leben kommen, Explosionen in Kasernen und Anlagen, die der Herstellung von Massenvernichtungswaffen dienen - immer wird Dagan verdächtigt. Kein Ort ist als Einsatzort zu weit. So soll der Mossad mehrere Waffenkonvois an die Hisbollah noch im Iran zerstört haben, laut ausländischen Quellen hat Israels Luftwaffe einen Waffenkonvoi für die Hamas im Sudan und einen Atomreaktor in Syrien zerstört. Dagan allein sei es zu verdanken, dass der Iran noch keine Atomwaffe besitze, schrieb die ägyptische Zeitung Al-Ahram.

Ganz besonders schmerzen Israels Feinde die gezielten Tötungen hochrangiger Funktionäre. Imad Mughniyeh galt als Generalstabchef der Hisbollah. Er wurde im Februar 2008 durch eine Bombe in der Kopflehne seines Wagens in Damaskus getötet. Ein hochrangiger syrischer Beamter starb beim Baden im Meer durch Schüsse eines Scharfschützen. Im Iran verschwinden immer wieder Wissenschaftler des Atomprogramms. Auch wenn Quellen im Geheimdienst den Mord einer der wichtigsten Hamasaktivisten während seines Aufenthaltes in Dubai abstreiten, würde er sich glatt in Dagans lange Liste einreihen. Israels Feinde schworen Rache. Doch Dagan soll es bereits mehrmals gelungen sein, Attentate der Hamas und Hisbollah im Ausland zu vereiteln.

© 2009 Gil Yaron - Making the Middle East Understandable

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