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Written by Gil Yaron   
Monday, 31 May 2010
Dummheit hat ihren Preis - Kommentar

Israelis sind oft stolz auf ihren Staat, manchmal zu Recht. Die Gründungsgeschichte Israels ist voll bewundernswerter Beispiele von Schläue. In 62 Jahren wurde aus dem rückschrittlichen Land der Holocaustüberlebenden eine technologische Supermacht und die stärkste Militärmacht in Nahost. Und dass trotz andauernden Konflikts mit der arabischen Welt, in dem die Zionisten anfangs schlechte Karten hatten. Aber Israel spielte sie besser. Es wusste, wann man Stärke demonstrieren, und wann man nachgeben muss. Die Palästinenser hingegen genossen zuerst die meisten Vorteile, verspielten jedoch jede Gelegenheit. Deswegen, so sagen viele Israelis selbstzufrieden, haben sie heute einen Staat, und die Palästinenser keinen.

Die blutige Übernahme der „Hilfsflottille“ im Mittelmeer und die palästinensische Reaktion mehren den Verdacht, dass Israels Staatsführung von jeder Klugheit verlassen wurde, die Palästinenser hingegen dazugelernt haben. Die Ereignisse waren ein vermeidbarer „Supergau“. Vermeidbar, weil es klar war, dass es zu Gewalt kommen würde. Vermeidbar, weil Israel bei dieser Aktion die falsche Einheit einsetzte. Die Flottille 13 ist zum Töten und Versenken feindlicher Schiffe da, nicht dazu, gewalttätige Zivilisten zu überwältigen. Wer Soldaten ohne Schutzschilde, Tränengas und Schlagstöcke einzeln in eine wütende Menge schickt, darf sich nicht wundern, wenn die verängstigten Kämpfer in äußerster Not ihre Pistolen zücken. Vor allem ließ sich dieser Zwischenfall aber vermeiden, weil die Blockade Gazas nicht nur unmoralisch, sondern völlig ineffektiv ist. Die Hamas rüstet munter weiter, und die Armut treibt ihr die Menschen in die Arme.

Es ist eingetreten, was Israel vermeiden und die Hamas herbeiführen wollte. Völlig einerlei, dass die Aktivisten auf den Schiffen internationales Recht gebrochen, sich auf die Seite von Terroristen gestellt, ihr Gefolge wissentlich Gefahr ausgesetzt und selber Gewalt ausgeübt haben. Was zählt sind die Schreckensbilder vom Deck der Marmara. Die Hamas hat mit türkischem Blut einen wertvollen Propagandasieg errungen, der dazu führen könnte, dass Israel geächtet und isoliert wird. Es könnte gezwungen werden, die Blockade abzubrechen und so den Islamisten neben dem Propaganda- einen handfesten Sieg bescheren. Jerusalem hingegen stehen schlechte Beziehungen zu seinen Nachbarn bevor und internationaler Druck, der nur mit einseitigen Zugeständnissen besänftigt werden kann. Es drohen Unruhen, die in einen Krieg münden könnten.

Ein Teil der Palästinenser hingegen reagiert schlau, weil besonnen. Nicht die Hamas, die mehr Konvois und Blut verspricht, sondern Premierminister Salim Fayad, der von Ramallah aus das Westjordanland regiert. Der einzige Weg, Ereignisse wie auf der Marmara zu verhindern, sei, den Kriegszustand und die Besatzung zu beenden, sagte er. Nicht Rache und Krieg, sondern Frieden. Statt auf Terror baut er Institutionen, die eines Tages den Palästinenserstaat tragen sollen. Seine Politik des wirtschaftlichen Boykotts israelischer Siedlungen gibt ein klares Signal: Wer so friedlich Grenzen zieht, sollte mit der Unterstützung der Weltgemeinschaft rechnen können.

Die Wurzeln des Übels liegen tiefer als im Einsatz im Mittelmeer. Das starke Israel hält die Palästinenser besetzt und verfällt gleichzeitig in eine selbstgefällige Opferrolle. Dies führt zu Isolation und mehr Gewalt. Zweifellos tragen auch die Palästinenser Verantwortung dafür, dass bisher noch kein Friedensvertrag ausgehandelt werden konnte. Doch Israel muss erkennen, dass es mit einem Ende der Besatzung nicht den Palästinensern, sondern sich selber einen Gefallen tut, und einen Rückzug als ureigenstes Interesse verfolgen.

Wenn die israelische Regierung nicht bald umdenkt, oder beginnt, überhaupt zu denken, bringt sie ihren Staat in ernste Gefahr. Denn ohne Freunde kann dieser kleine Staat nicht überleben. Mit einem dummen, brutalen Regime will aber niemand wirklich verbündet sein. Wie die Israelis selber sagen: Torheit hat einen Preis.

© 2010 Gil Yaron - Making the Middle East Understandable
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