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Der nächste Vortrag
Termin: Ende Mai/Anfang Juni wieder auf Vortragsreise in Deutschland und der Schweiz
Ort: Hier finden Sie Details
Thema: Vielzahl von Themen!


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Written by Gil Yaron   
Tuesday, 10 January 2012
Von Rauch und Missbrauch

Kein Rauch ohne Feuer“ – lautet ein Hebräisches Sprichwort, und wohl die wichtigste Lehre, der Gerichtsprozesse gegen israelische Politiker. Es bedeutet: Wenn sich viele Gerüchte um eine Person ranken, ist oft Wahres dran. Mit stichfester Beweisführung eines rechtstaatlichen, gerichtlichen Prozesses hat das nichts zu tun und genügt auch nicht, um Präsidenten einer Straftat zu überführen. Aber für einen Rücktritt sollte es genügen. Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Beweisen und Gerüchten. Es ist derselbe Unterschied wie zwischen einer Haftstrafe und dem Privileg, einen Staat oder eine Stadt zu führen oder zu repräsentieren.

Israel hält augenblicklich eine traurige Führungsposition: Nirgends wurden so viele Spitzenpolitiker in so kurzer Zeit angeklagt und hinter Gitter gesteckt wie hier. Mehrere Minister sitzen bereits wegen Bestechung, Amtsmissbrauch oder sexueller Nötigung in Haft. Der Verdacht gegen Bundespräsident Christian Wulff wirkt wie eine Petitesse, vergleicht man ihn mit den Sexualverbrechen von Ex-Präsident Mosche Katsav oder den Bestechungsaffären, deren Ex-Premier Ehud Olmert bezichtigt wird, darunter der größte Schmiergeldskandal in Israels Geschichte. In allen Fällen kursierten seit Jahren Gerüchte über die Beteiligten. Weibliche Angestellte in Katsavs Ministerien warnten einander, nicht mit ihm allein im Büro zu sein, Olmerts Karriereleiter wurde stets von Skandalen geschmückt.

Gerüchten stellen Medien vor ein moralisches Dilemma: Dürfen sie veröffentlicht werden, obschon sie rufschädigend sind und die Karriere talentierter, unschuldiger Politiker jäh beenden können? Oder müssen Journalisten schweigen, bis sie Beweise haben? Was wiegt schwerer: Amtsmissbrauch von Politikern oder Machtmissbrauch und Sensationslust der Medien?

Selbst in unseren modernen Zeiten können nur scheinbar altertümliche Werte wie persönlicher Anstand, ein richtiges Maß an Sensationslust, Respekt und Wahrheitsliebe die Antwort darauf sein. Israels Erfahrung lehrt: Berichten Journalisten verschiedenster Couleur Ähnliches über denselben Politiker, kommen im Laufe der Zeit meist nur noch mehr Affären ans Licht. Illegale Praktiken sind selten isolierter Vorfall, sondern meist Ausdruck problematischer Verhaltensmuster. Bei Korruption gilt es, den Anfängen zu wehren: Wer zuerst kleine Summen verlangt, will später größere. Wer heute die Veröffentlichung eines Artikels verhindern will, lässt später, wie diese Woche in Israel, Zeugen mit Schüssen auf ihr Fahrzeug einschüchtern.

Das Hebräische Sprichwort ist ausbaufähig: „Wo Rauch ist, sollte man schnell löschen, damit aus kleinen Flammen kein Flächenbrand wird.“

© 2011 Gil Yaron - Making the Middle East Understandable

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© 2012 Gil Yaron - Making the Middle East Understandable