Bookmark Us
 
 
 
Syndicate
feed image
feed image
feed image
 


Resize Font
A+ | A- | Reset

Der nächste Vortrag
Termin: Ende Mai/Anfang Juni wieder auf Vortragsreise in Deutschland und der Schweiz
Ort: Hier finden Sie Details
Thema: Vielzahl von Themen!


Who's Online
Print
Written by Gil Yaron   
Friday, 15 July 2011
Lieber tot als einarmig

Schweren Herzens“ habe er sich zu seine, Urteil durchgerungen, schrieb diese Woche Richter Jehoram Schaked. Verständlich, schließlich gab er Anweisung, einem 13 Jahre alten Mädchen aus Tel Aviv die Hand zu amputieren – gegen den Willen ihrer alleinerziehenden Mutter. Ärzte entdeckten Anfang des Jahres ein Osteosarkom, einen bösartigen Knochentumor, in ihrem Arm. Diese Form von Krebs bedeutet ohne Eingriff den sicheren Tod. Die Diagnose ließ für die Mediziner nur eine Schlussfolgerung zu: Im April erklärte der Onkologe Dr. Levin Mutter und Tochter: „Eine Amputation in Verbindung mit der richtigen Chemotherapie gibt die Aussicht auf eine Überlebensquote von rund 60%. Es ist ihre einzige Chance.“ „Die Reaktion der beiden war schwer“, sagte eine Sozialarbeiterin, die beim Gespräch anwesend war, später vor Gericht aus. Das Kind war einsichtig: „Ich verstehe, dass ich keine andere Wahl habe.“ Doch die Mutter reagierte empört. Die Operation käme auf keinen Fall in Frage: „Da ist schon besser sie stirbt!“, rief sie aus. Über Monate weigerte sie sich, ihre Tochter in Behandlung und zu einer Operation zu bringen, und riskierte so ihr Leben.
 
Die Mutter handle jedoch nicht aus Böswilligkeit, sagte Dr. Levin im israelischen Fernsehen nachdem sein Krankenhaus das Gerichtsurteil erzwungen hatte: „Ich bin davon überzeugt, dass sie nur das Beste für ihre Tochter will.“ In Israel sind Ärzte kulturelle Barrieren gewöhnt. Juden aus mehr als 70 verschiedenen wanderten seit Staatsgründung hier ein. Jeder brachte seine Kultur, und damit sein Verständnis von Krankheit und adäquater Behandlung mit. Bei Äthiopiern manifestiert sich Depression oft als unergründlicher Bauchschmerz, russische Einwanderer – vom Unfall in Chernobyl traumatisiert – weigern sich für Tumore bestrahlt zu werden, Orthodoxe verweigern wegen ihres Glaubens an die Wiederauferstehung Organspenden. In diesem Fall handelt es sich um ultra-orthodoxe Juden aus Äthiopien: „Sie kennen die islamische Gesetzgebung aus ihrem Herkunftsland. Dort werden Menschen Hände amputiert, wenn sie etwas gestohlen haben“, sagte Dr. Levin. „Diesen Makel will die Mutter ihrem Kind ersparen.“ „Es handelt sich um eine stolze, völlig verarmte Frau, die an Religion und Tradition festhält“, sagte die begleitende Sozialarbeiterin vor Gericht und fuhr fort: „Sie behält alle Probleme für sich und vertraut sich nur der Klagemauer an. Heil kann man nur mit Beten und Fasten erlangen. Ich glaube nicht, dass sie den Ernst der Lage wirklich versteht.“
 
Die Ärzte gingen vor Gericht: „Die Mutter weigert sich weiterhin, ihre Tochter operieren zu lassen, und setzt alle ihre Hoffnungen auf den Himmel“, fasste Richter Schaked zusammen. In seinem Urteil stützte er sich auch auf rabbinische Gesetzgebung und legte fest: „Eltern verfügen zwar über ihre Kinder, haben jedoch nicht das Recht, ihren Tod herbeizuführen.“ Der Wert des Lebens habe Vorrang vor körperlicher Unversehrtheit. Auf seine Anweisung hin wurde das Mädchen jetzt im Tel Hashomer Krankenhaus bei Tel Aviv eingeliefert. Dort soll dem Kind kommende Woche der Arm abgenommen werden.

© 2011 Gil Yaron - Making the Middle East Understandable
 

< Prev   Next >
© 2011 Gil Yaron - Making the Middle East Understandable